Es war 11:14 Uhr, als die ersten Worte dieses Blogs niedergeschrieben wurden. Wer weiß,
vielleicht schrieb auch ein anderer zu diesem Zeitpunkt an einem Text, verfasste seine Sicht
dieser 8-stündigen Busfahrt.
Wir fuhren erst seit einigen Minuten, doch das Hostel,
in dem wir gehaust hatten, lag bereits weit hinter uns.
Wir fuhren an Landschaften und Häusern vorbei. Fuhren über
Brücken, unter welchen eine durch die Ebbe eingeschränkter
See tobte. Während die Landschaft sich weiter veränderte,
waren die Passagiere von ihren elektronischen Geräten gefesselt:
So wie ich. Neben dem Gelache,
lautem Gerede, und einer Gereiztheit, die über den Köpfen der
Schüler schwebte, war das einzige stetige Geräusch der Regen,
welcher gegen die Busfenster klatschte.
Doch das alles scheint nicht relevant.
Nein, eher wären es die Orte, die an uns vorüberzogen,
die Geschichte hinter ihnen,
es sollte ein Blogeintrag werden, der mit Informationen gefüllt ist, die man finden würde, wenn man das allgemein bekannte Google benutzen würde. Aber dann müssten Sie, werter
Leser, diesen von Schülern geschriebene Blog, nicht lesen. Doch da sind wir. Ja es wird hier
zahllose Infos geben, vorausgesetzt ich habe eine Internetverbindung, was wohl in den
nächsten drei Tagen oft unwahrscheinlich sein wird, aber auch dies ist egal, dies sind nur die
klagenden Worte des Autors, der es bereut jemals auf seinem Handy diesen Text begonnen
zu haben. Hier ist also eine der zahllosen Informationen, welche ihnen erklärt warum es so
viele Holzhäuser in Norwegen gibt: Sie können sich mit dem Wetter bewegen. Zu simple für
Sie? Dann versuchen wir es mit etwas anderem, wie zum Beispiel den Mythen, die sich um
die Berge ranken, die kalt und gewaltig Norwegen durchziehen. Ein Mythos sticht dabei
besonders hervor, da er mit der Gründung Norwegens zu tun hat:
„[...] Eines Tages lebte in einem Land, in dem Schnee und Kälte regierten, ein Troll König
(jotunkonge) mit seinen Söhnen Nor und Gor und seiner Tochter Goe. Als eines Tages Goe
verschwand, suchten Nor und Gor nach ihr. Auf Skiern und mit dem Schiff waren sie
unterwegs und entdeckten ein neues Land, das sie unter sich aufteilten. Nor erhielt das
Binnenland und nannte dies Norge (Norwegen). Sein Bruder behielt die Inseln. In der
Zwischenzeit hatte sich Goe in Oppland(Hochland) niedergelassen, zusammen mit Rolf aus
Berg, Sohn des Trolles Svade vom Dovrefjell. [ …]“
Dies sind Geschichten, die kaum mit der Busfahrt oder den darauf folgenden Zugfahrten zu
tun haben. Diese sind einfach da, um ihnen das Gefühl zu geben, etwas Informatives gelesen
zu haben, damit sie am Ende dieses unnötige Wissen an andere weitergeben können.
Aber was will man auch anderes schreiben, wenn man eingepfercht in einen Bus sitzt,
welcher über die Stunden immerzu kälter wird, so dass man sich fragt, ob der Fahrer einen
sich langsam zu Tode frieren lassen will.
Fröstelnd erreichten wir schließlich unser Ziel Snåsa. Dort endete jedoch unsere Reise nicht,
oh nein, jetzt fing sie erst an. Im überfüllten Zug sitzend, dem zwei Wagons
abhandengekommen sind, fragte sich dieser bescheidene Autor, ob er dem Wahnsinn
verfallen würde, aufgrund der Müdigkeit doch der fehlenden Kraft in einen Schlaf zu fallen -
sei er mit oder ohne Träume. Nun denn; weitere Meere oder Flüsse, Bäume und Gestein
zogen an dem Zug vorbei. Zu schnell jedoch, um überhaupt ein Bild im Kopf abzuspeichern.
Aber wer wäre diese Schreiber, wenn er nicht wenigstens versucht hätte einige Fotos zu
machen.
Um 23:15 Uhr geschah das Schlimmste auf der gesamten Reise.
Wir stiegen in den Nachtzug.
Doch keiner wusste,
dass diese Nacht eine schlaflose werden würde.
Ja, fast schon begeistert stiegen die Schüler
und Schülerinnen in den Zug,
bereit ihrem zu Hause etwas näher zu Kommen.
Am Anfang wurde gelacht und der Klassenchat vollgemüllt
mit Bildern und Nachrichten, die teilweise
durch den Google-Übersetzer gejagt wurden.
Je mehr sich allerdings die Nacht bzw.
der frühe Morgen näherte, desto ruhiger wurde es. Die Reise forderte
nun ihren Tribut. Müde schlossen sie ihre Augen in der Hoffnung
etwas Schlaf zu finden.
Doch keiner wusste um die Kälte, die mit der Zeit an unseren nur mit leichten Klamotten
bekleideten Körpern nagen würde. Erbarmungslos hüllte die Kälte die Schüler in dem Wagon
ein, ließ sie zittern und ihre Jacken als Decke benutzen. Sie riss einen immer wieder aus dem
gerade erreichten Schlaf. So kam es, dass alle in einem todesähnlichen Zustand Oslo
erreichten.
Und so sollte es enden: Ein letztes Mal warteten die Schüler im
Bahnhof, aßen dort ihr letztes Frühstück, ehe sie kurz darauf mit
einem Taxi am Hafen anlangten.
Um dann dort um 13:30 Uhr auf die Colorline gehen zu können.
Dort wurde ein letztes gemeinsames Abendessen zu sich genommen,
bevor einige sich ihren verlorenen Schlaf zurückholten, so wie auch
dieser bescheidene Autor. So endete am Dienstag die Rückreise
als die BG-11b um 10 Uhr morgens Kiel erreichte.